Konzertabend vom 29. und 30. Januar 2016

 

 

Hoch auf dem gelben Wagen in die alte Kneipe

Roland Bürki

Mit seiner breiten Palette an Liedern aus Klassik und Unterhaltung, speziell aus Wien, traf der 120-jährige Männerchor Büsserach voll den Geschmack seines Publikum. Das Sahnehäubchen oberdrauf setzte der Interkantonale Männerchor mit seinen wunderbaren Männerstimmen.

Sie waren kurz vor Beginn des Unterhaltungsabend überall im Saal anzutreffen, geschäftig, nervös oder doch eher lässig, die Männer in den blauen Hemden des 1896 gegründeten Männerchors (MC) Büsserach. Endlich, endlich durften sie nach der humorvollen Begrüssung ihres Präsidenten Carol Kübler ran an das Paket voller Lieder, das sie zusammen mit ihrem Interims-Dirigenten Hans Grolimund in vielen Proben so zielstrebig geschnürt hatten. Und ihr vielfältiges Liederprogramm löste am Freitagabend von Beginn weg eine applaudierfreudige Stimmung im Saal aus. Den Grossteil dieses Programms bestritten die Büsseracher Sänger à capella oder mit Klavierbegleitung, darunter so bekannte klassische Weisen aus dem 19. Jahrhundert wie „Am Brunnen vor dem Tore“ oder dann frisch von der Leber weg „Hoch auf dem gelben Wangen“.

Vor allem Damen liessen sich vom Song“ Wochenend und Sonnenschein“ von 1930 der einstigen Comedian Harmonists so richtig mitreisen, bevor Bariton und Ehrenpräsident Ewald Dreier in „Es klingt ein Lied“ mit seinem eindrücklichen Solo an die Kinderzeit erinnerte. „Nein, Lampenfieber habe ich eigentlich nie“, versicherte Dreier, der seit 55 Jahren singt und für eine reine Stimme immer auf fischerfreudliche Halspastillen setz, dem Wochenblatt. Viel Beifall dann für die „Kleine Kneipe an unserer Strasse“, in welcher sich danach die Sänger als dunkle Gestalten im Takt ihres „Kiminaltango“ um Baby Miller wiegten. Zum Glück ging de Schuss daneben, sodass der Chor zusammen mit dem virtuosen Pianisten Kimon Barakos im Schlussteil mit viel Charme für Wiener Neujahrskonzert-Stimmung sorgen konnte.

Wiener Impressionen waren der ultimative Höhenpunkt des Abends, nicht zuletzt auch wegen der neun jungen Herren des Interkantonalen Männerchors, welche den MC Büsserach beim Radetzky-Marsch und beim Operettenlied „Ja, das alles auf Ehr“ aus dem Zigeunerbaron so wirkungsvoll unterstützen. Ihre vielstimmige norwegische Liedertrilogie liess am Ende die Emotionen im Saal gar hochgehen.

Vielfältiger Unterhaltungsabend

Vielfalt auch am Dirigentenpult: Neben dem souveränen Hans Grolimund, der ebenso humorvoll moderierte, gaben auch Sarah Hänggi und Lisa Appenzeller bei den jungen Sängern elegant, aber dezidiert den Ton an. Vielfalt aber auch beim Tenue: Die Büsseracher wechselten in den drei Liederteilen ihre Hemden vom entspannenden Blau über das maskuline Schwarz bis hin zum reinen Weiss des Wiener Opernballs. Die jungen Tenöre und Bass-Sänger repräsentierten hingegen im schwarzen Anzug mit aussortierter Fliege auch optisch ihre beachtliche Sangeskunst.

Und natürlich gab es viele lobende Worte und Blumen für die scheidende Dirigentin Sarah Hänggi, die von 2010 bis 2015 viel Geduld und Nachsicht bekundet und tolle Arbeit geleistet habe. In einer treffenden, amüsanten Laudatio würdigte Ehrenpräsident Ewald Dreier die unzähligen Verdienste und das Herzblut des für dieses Konzert als Dirigent eingesprungenen Hans Grolimund. Mit dessen Bonmot „s isch nit so schwer, wie dir das singet“, hätte Dreier des Dirigenten Philosophie nicht besser verdeutlichen können. Die überreichte „Heilige Schrift des Gesangs“ dürfte Grolimund beim schluckweisen Lesen an die Leichtigkeit des Singens erinnern.

Wochenblatt vom 4. Februar 2016

   
© Männerchor Büsserach alle Rechte vorbehalten